ICE-Unglück in Eschede Zeitungs-Berichte |
Es rollen wieder Züge durch Eschede Nach der ICE-Katastrophe vom Mittwoch vergangener Woche machen die Aufräumarbeiten auf dem Bahnhof Eschede (Kreis Celle) große Fortschritte. Voraussichtlich ist eines der beiden zerstörten Gleise bereits heute nachmittag soweit erneuert, daß der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Celle und Uelzen wieder aufgenommen werden kann. "Das letzte Wort über die Freigabe haben aber Polizei und Staatsanwaltschaft", sagte Bahnsprecher Hans-Jürgen Frohns in Hannover. Beim schwersten Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik sind 98 Menschen getötet worden. Mehr als 50 Zuginsassen erlitten schwere Verletzungen, einige von ihnen schweben noch immer in Lebensgefahr. Die Identifizierung der Toten bereitete auch am Montag große Schwierigkeiten. Bisher sind die Namen von 73 Opfern bekannt. Die Bahn AG kündigte gestern an, sie werde einen Ombudsmann berufen, der sich um die Belange der Angehörigen und Verletzten kümmern werde. Nachdem Zweifel an den bisher üblichen Sicherheitsüberprüfungen bei den ICE-Zügen laut geworden waren, stellte Bahnchef Johannes Ludewig in Aussicht, daß die Ultraschallmessungen an den Reifen der Schnellzüge zur Routine werden sollen. Bisher waren die Räder mit der Hand und der Taschenlampe inspiziert worden. Weil ihr dies als unzureichend erschien, hatte die Bahn bereits 1996 die Entwicklung eines besseren Prüfsystems in Auftrag gegeben. Zur Zeit werden die Fahrgestelle aller 59 ICE-Züge der ersten Generation mit Ultraschall-Geräten analysiert. Gravierende Mängel wurden dabei bisher nicht festgestellt. Die Arbeiten werden noch etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen und bis dahin erhebliche Verzögerungen im Reiseverkehr nach sich ziehen. Um die genaue Unfallursache ermitteln zu können, hat die Staatsanwaltschaft im Zusammenwirken mit dem Eisenbahnbundesamt in Eschede sämtliche Fahrgestelle und Räder des verunglückten ICE beschlagnahmen lassen. Auch die drei vorderen Wagen des verunglückten Zuges sind sichergestellt worden. Die übrigen Trümmer des ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" werden seit gestern verschrottet. An der Unfallstelle waren am Montag mehr als 100 Helfer damit beschäftigt, das Erdreich zu sieben. Die Einsatzleitung hofft, auf diese Weise weitere Hinweise zur Identifizierung der Opfer zu finden. Allerdings stießen die Helfergestern weder auf Leichenteile, noch auf persönliche Utensilien. Der Materialschaden, der durch das Unglück verursacht wurde, wird wahrscheinlich einen dreistelligen Millionenbetrag erreichen. Allein der Wert des zerstörten Zuges wird von der Bahn AG mit 50 Millionen Mark angegeben. Hinzukommen die Ausgaben für den Neubau der Brücke in Eschede und die Reparatur der Gleisanlagen. Spürbare ICE-Lücken im deutschen Zugsverkehr Bald routinemässige Radkontrollen - Ombudsmann eingesetzt Noch fünf Tage nach dem verheerenden Eisenbahnunglück vom vergangenen Mittwoch in Norddeutschland ist es auf dem deutschen Eisenbahnnetz zu Engpässen und Verspätungen gekommen. Bis zum Montag abend waren 73 der 98 Opfer des Unfalls identifiziert. Das Fehlen der ICE-1-Hochgeschwindigkeitszüge hat sich am Montag, fünf Tage nach der Katastrophe von Eschede, auf vielen Teilen des deutschen Eisenbahnnetzes in Engpässen und Verspätungen geäussert. Der ICE «Seppl Herberger» beispielsweise, der Zürich jeden Morgen früh in Richtung Hamburg verlässt, wurde durch eine Komposition aus schweizerischen Einheitswagen-IV ersetzt, für die eine akkumulierte Verspätung von rund einer Stunde vorausgesagt wurde. Dieser Zeitrahmen ist gegenwärtig das Übliche auf den ICE-Langstrecken. Die normale IC-Verbindung von Basel nach dem Rheinland hatte in Mannheim keinen Anschluss an den ICE von München nach Hamburg. Dieser war durch einen wesentlich langsameren Interregio-Zug ersetzt worden. Der Ausfall der Hochgeschwindigkeitszüge wird für Bahnreisende in Deutschland noch während rund zweier Wochen spürbare Unannehmlichkeiten zur Folge haben. An der Unfallstelle zwischen Celle und Uelzen in Niedersachsen gingen am Montag die Räumarbeiten weiter. Die Bergungsmannschaften durchsuchten mit grösster Akribie das Erdreich im Bereich der Überführung, welche nach dem Aufprall des ICE eingestürzt war. Noch immer werden Leichenteile, Kleiderfetzen und Gegenstände wie Schmuckstücke gefunden, erklärte ein Sprecher der Polizei. Bis zum Abend waren 73 der 98 Todesopfer identifiziert. Obwohl sich die Zuordnung der Überreste sehr schwierig gestalte, erwarte man, dass alle Opfer letztlich identifiziert werden könnten. Mit schwerem Gerät gingen auch die Räumungsarbeiten und technischen Abklärungen weiter. Die Untersuchungsorgane inspizierten vor allem die Drehgestelle der völlig zerstörten Wagen, um Hinweise auf allfällige weitere Schäden an Rädern zu erhalten. Ein zügiges Vorankommen dieser Arbeiten vorausgesetzt, sollte ein beschränkter Verkehr auf der Unglücksstrecke schon am Dienstag nachmittag wieder aufgenommen werden können. Laut dem Chef der Deutschen Bahn AG, Ludewig, sollen die Räder der ICE-Züge inskünftig routinemässig mit Ultraschallgeräten untersucht werden. Dies war bisher nur bei neuen, mit Radreifen bestückten Rädern der Fall gewesen. Am Montag waren 5 der 59 temporär aus dem Verkehr |